Mittwoch, 28. Dezember 2011

Weihnachtsgeschenkfehlkauf: Nierenwärmer mit Angora

Eigentlich wollte ich meiner Freundin, weil sie doch immer so friert auch einen Nierenwärmer schenken. Bei Tchibo habe ich dann einen für 9,95€ gefunden. Allerdings mit Schurwolle und Angora. Ich habe den dann trotzdem mitgenommen, weil ich ein bisschen unter Zeitdruck war und ich es eigentlich für das optimale Geschenk gehalten hatte. Aber vor allem das Angora hat mir keine Ruhe gelassen und ich habe mal gegoogelt, woher Angora kommt, bzw. wie und wo es produziert wird. Mir war eigentlich nur bekannt, dass es Kaninchen"wolle" (also nachwachsendes Fell) ist. Eine kleine Auswahl meiner Googelei-Ergebnisse: Tierrechteportal und DerWesten. Unter anderem habe ich mich dann auch mit Tchibo auseinandergesetzt, welche schon oft wegen schlechter Arbeitsbedingungen und Kinderarbeit in der Anklage stand, in den letzten Jahren aber sein Image aufgebessert hat und anscheinend mitlerweile ein größeres Engagement für seine Arbeitnehmer an den Tag legt. Allerdings stellt Tchibo seine Textilien immernoch hauptsächlich im asiatischen Raum her und bezieht auch von den dort ortsansässigen Zuliefererfirmen seine Rohstoffe, was mich in Verbindung mit der tierrechtlich indiskutablen Haltung von Nutztieren insgesamt, in diesem Falle aber besonders der von Angorakaninchen dazu bewogen hat, Tchibo einmal anzuschreiben und eine Stellungnahme zu fordern. Woher bezieht Tchibo seine Angorawolle genau? Zumal das Unternehmen auf der eigenen Internetseite sich auch so präsentiert: 
Auch Tierschutz gehört zum Tchibo Qualitätsversprechen
Wir achten auf den Tierschutz. So setzen wir bei Artikeln, die unter Verwendung von Daunen, Federn und Leder hergestellt werden, ausschließlich Materialien ein, die als Nebenprodukte bei der Nahrungsmittelproduktion entstehen. Pelzprodukte werden gemäß unserem internen Beschluss seit Jahren generell nicht mehr ins Sortiment aufgenommen. (Quelle)
und sich auch an der VIER PFOTEN-Forderung für ein EU-weites Lebendrupfverbot beteiligt und mit seinem Namen steht (Quelle). Dass es sich aber bei der Entnahme von Angorawolle an lebendigen Kaninchen durchaus auch um Lebendrupf handelt ist also egal, sobald es nicht innerhalb der EU passiert? Ist ja schön und gut sich hier dafür einzusetzen, aber keinerlei Konsequenzen für sich selbst zu ziehen, weil man ja billig in Asien produzieren möchte, halte ich für fragwürdig.
Allerdings möchte ich mich mit einem endgültigen Urteil noch zurückhalten und habe den Nierenwärmer bisher noch nicht zurückgebracht, da ich die Antwort von Tchibo gerne noch abwarten möchte. Besonders positiv ist mir jedenfalls der Service auf deren Facebook-Seite aufgefallen (dachte, ich probiere erstmal den unkompliziertesten Weg.). Nach nicht einmal 4 Stunden hatte ich eine kurze Rückmeldung von Tchibo. Hier nocheinmal die gesamte Korrespondenz. Ich werd euch dann weiter auf dem Laufenden halten.


Liebes Tchibo-Team,
Mich würde interessieren, woher Ihr Unternehmen die Angorawolle für den derzeit wieder im Handel erhältlichen Nierenwärmer (9,95€) bezieht.
Meines Wissens stammen heute rund 80-99% der produzierten Angorawolle aus China. Da ihr Unternehmen großenteils im asiatischen Raum produziert und seine Rohstoffe von den dort ansässigen Zulieferern bezieht gehe ich davon aus, dass dies ebefalls die Angorawolle betreffen muss. Dass Angorakaninchen dort unter den schlimmsten Bedingungen gehalten werden ist hinlänglich bekannt. Die Haltungsbedingungen gleichen denen in konventioneller Käfighaltung von Hennen, welche in Deutschland seit 2008 verboten ist und extreme Schmerzen und starke Verhaltensstörungen für die Tiere bedeutet.
Zudem ist es dort nicht nur gängige Praxis, die Kaninchen zu scheren, sondern auch, die Wolle aus der empfindlichen Haut auszureißen. Nicht selten sterben die Tiere nach der Schur oder dem Rupfen an Schock oder an Unterkühlung oder deren Folgen. (Lungenentzündung)
Anschließend werden sie in ihre Käfige in oftmals unterkühlten Räumen zurückgesteckt, damit das Fellkleid schneller nachwächst. Erkältungskrankheiten sind die Folge (z.B. Rheuma). All diese Praktiken sind in China Gang und Gäbe und bedeuten eine ungeheure Tierquälerei.
Wie kann ein Unternehmen wie Tchibo, welches sogar ausdrücklich auf seiner Internetseite mit "Auch Tierschutz gehört zum Tchibo Qualitätsversprechen" wirbt, also bei einem 9,95€ Artikel mit 24% Angorawolle dem Tierschutz und somit auch seinem eigenem Qualitätsversprechen gerecht werden?

Über eine schnelle Antwort würde ich mich sehr freuen.

Gruß ...
 Tchibo Liebe ..., natürlich machen wir uns für dich schlau und geben dir eine Antwort. Zwischen den Jahren sind wir bei Tchibo aber nicht voll besetzt, so dass wir dich um ein bisschen Geduld bitten müssen. Wir werden uns in den nächsten Tagen wieder bei dir melden. Viele Grüße, dein Tchibo Facebook Team
 Tchibo
Hallo ..., hier eine kurze Zwischenmeldung: Wir vom Tchibo Facebook Team haben uns wirklich alle Mühe gegeben, die Frage zu recherchieren. Leider sind zur Zeit aber alle Ansprechpartner, die uns eine Antwort geben können, im wohlverdienten Urlaub zwischen den Feiertagen. Dabei möchten wir sie gerne ungestört lassen. Wir hoffen auf dein Verständnis, dass wir uns mit einer Antwort erst Anfang der nächsten Woche bei dir zurückmelden können. Viele Grüße vom Tchibo Facebook Team
 

Dienstag, 27. Dezember 2011

mal von einer anderen Seite betrachtet...

Bei Schlampengöttin gerade diesen wundervollen, inspirierenden Gedanken gefunden:


"Ja, die Tante Trude sagt, daß ich Eier und Milch brauche, um gesund zu sein, und ich finde es total lieb von ihr, daß sie sich um mich Gedanken macht, aber für mich geht es gut ohne."


 Ich finde den Ansatz wirklich schön. Hinter solchen Gedanken müssen schöne, liebe, glückliche Menschen stecken. So einfach und so viel besser, als sich zu ärgern. Ich möchte mir von genau dieser Einstellung und Gelassenheit im Neuen Jahr eine große Scheibe abschneiden.


Montag, 26. Dezember 2011

veganische Weihnachtswut



Weihnachten die Erste. (veganisch, omnivor und vegeterianische Spieße)

Gestern Weihnachtsessen mit der Familie von meinem Freund gehabt.  Eigentlich fing alles gar nicht so schlecht an, wir hatten uns ja darauf geeinigt, dass jeder das isst, was er gerne möchte, also habe ich uns Kürbissuppe, ein paar Gemüsespieße (haben auf Elektrogrill gegrillt), Linsensalat und Obstsalat gemacht. Seine Mum (L.)hatte auch ein paar vegane Salate (eher unabsichtlich) gemacht, sodass wir eigentlich kulinarisch mehr als verwöhnt waren. 

Fleischesser von der feinsten Sorte

Noch vor dem Essen haben wir uns dann ein paar dumme Sprüche vom kleinen Bruder anhören müssen, wo denn das Fleisch wäre (dabei hätte er nur hingucken müssen. Ente, Pute, Fisch bäääh … und dass das total dämlich wär, was wir (A. und ich) machen. Dann ist der große Bruder noch gekommen (Fleischesser der allerfeinsten Sorte), von dem wir uns auch noch anhören mussten, was wir „für eine Scheiße fressen“. Dementsprechend haben dann diese beiden die Vorspeise (Kürbissuppe, ich hatte extra einen Riesentopf gekocht, damit für alle was da war..) komplett verweigert. Nur, weil ich sie gekocht habe und sie dementsprechend veganisch sein musste. (Dass es vegan heißt habe ich zwar gesagt, aber das wurde den gesamten Abend geflissentlich ignoriert. Wahrscheinlich allein um mich zu ärgern). 

„Pfui, mein Gott!“

Als es vom Grill her anfing zu stinken hieß es, das wären bestimmt die vegeterianischen Spieße. Dass es das Fett war, was aus der Pute auf die Heizstäbe troff wurde als es erwiesenermaßen als Ursache anerkannt werden musste nicht weiter erwähnt. Der Freund der Mutter (J.O.) hat sich dann mal an so einen veganischen Spieß dran getraut und wollte, dass die anderen auch mal von dem Tofu probieren.  L. wollte nicht, woraufhin der kleine Bruder ihr gesagt hat, sie müsse das aber probieren, weil sie ihn auch immer dazu nötigen würde, alles zu probieren und hielt ihr das Stück Tofu unter die Nase. Allen Ernstes. Da ruft sie „Pfui, mein Gott! Aber ich gebe dir immer normale Sachen!!“ und dann, eine Sekunde später, als ihr ihr Verhalten anscheinend bewusst geworden ist „Entschuldigung... .“ 

Zwischen Heuchelei, Polemik und einem fetten Stück gebratener Ente

Nicht, dass das alles schon schön genug gewesen wäre muss dann der diskussionsfreudige altkluge J.O. ausgerechnet eine Massentierhaltungsdiskussion anfangen. Das sehe man ja schon allein an der Massentierhaltung, dass ein Umdenken stattfinden muss und dass wir alle zu viel Fleisch essen , aber vegan wäre ja eine Übertreibung (aber seinen eigenen dummen Spruch „Es ist ja gut, dass es Vegetarier gibt, dann bleibt mehr Fleisch für mich.“ setzt er permanent gekonnt in die Tat um, frei nach dem Motto „Umdenken muss zwar sein, aber reicht doch, wenn andere für mich mitdenken.“). Als ich dann sagen musste, dass Massentierhaltung nicht nur ein Problem der Fleischproduktion ist, ging die Diskussion erst richtig los. Gott, hat mich das angekotzt. Kann man nicht wenigstens zu Weihnachten mich einfach nur essen lassen? Was soll denn das? 

Who the fuck is der richtige Veganer?!

Und immer werd nur ich mit diesem Scheiß belästigt, mit dummen Sprüchen bedacht, gesagt, dass ich mein Auto nicht mehr fahren dürfe, mein Korn selber mahlen solle, nur bio und regional, saisonal kaufen müsste, aber doch einen Wollschal trage, keinen Alkohol trinken dürfe und was nicht für eine Scheiße alles. Weil der richtige Veganer macht das so. Diese ganzen Sprüche krieg ich hauptsächlich vom J.O. ab. Der macht sich mittlerweile einen Jux daraus, bei jedem Lebensmittel, was ich nicht selber mitgebracht habe zu rufen „Da ist aber Ei drin!“, „Da sind aber tierische Fette drin! Vorsicht, der Teufel!“ Geht’s noch? Er wäre wahrscheinlich überrascht, in wie vielen Lebensmitteln tatsächlich Gelatine und Milch und Ei drin sind. Aber hauptsache ich habe selber keinen Schimmer davon, was ich da jeden Tag in mich reinstopfe, habe einen Bauchumfang von knapp 2 Kilometern und erzähle anderen Leuten, was sie essen sollten und was nicht. Ja, warum auch nicht. Machen die Herren Lafer und Schubeck ja auch nicht anders… 

Ein wirklich schönes Fest.

Was soll das? Was hat das beim Weihnachtsessen verloren? Warum muss man mir das auch noch versauen, obwohl ich mir so eine Mühe gemacht habe und für alle eine dicke Portion mitgekocht habe? Was ist das denn für eine Respektlosigkeit und Undankbarkeit? Frohe Weihnachten. Ein wirklich schönes Weihnachtsfest. Dankeschön. War wirklich schön. Nächstes Jahr wieder.

Attila goes vegan. oder auch nicht.

Gerade auf facebook gefunden:

Weihnachten ist das Fest der Liebe und deswegen möchte ich ein paar Worte mitteilen. Ich möchte ab sofort ein 100%iger Veganer sein, also so ein ganz ethisch korrekter, total anti-cruelty. Keine Nike-Sneakers mehr mit Lederanteilen, keine Calvin-Klein-Unterhosen und nicht mehr so ein Mainstream-Kommerz-Typ! Bitte nehmt euch meine Worte zu Herzen. Danke!  (Attila Hildmann)

.... und dann:

Ich bin schockiert, dass ihr mir sowas glaubt: checkt mal euer B12 Freunde oder gebt euch ne Runde "King of Queens" - das hilft ;)

 Ein Leben ohne Nike Air Max = unvorstellbar!  (Attila Hildmann)

Donnerstag, 22. Dezember 2011

Trolle - Eine These

These:

Trolle* sind Landwirte oder Metzger. 

*Als Troll werden umgangssprachlich Anonyme Leser bezeichnet, die sich auf VeganBlogs rumtrollen und negative, beleidigende, speziesistische und antivegane, gegen Veganer hetzende Kommentare veröffentlichen. 


Überlegung:
Was suchen normale Menschen stundenlang über Monate hinweg auf VeganBlogs? Ottonormalverbraucher verläuft sich selten auf Blogs, nach denen er nicht speziell gegoogelt hat, bzw. wenn er nicht gerade nach diesem  speziellen Thema gegoogelt hat. Heißt, die Leute müssen sich absichtlich auf diesen Seiten bewegen und sie absichtlich immer wieder aufrufen, obwohl sie Veganern gegenüber offensichtlich negativ gesinnt sind. Normale Leute, die diese negative Einstellung zu Veganern haben landen eventuell zufällig auf so einer Seite, schreiben ihren Kommentar und verschwinden wieder. Es fällt aber auf, dass es immer wieder die selben Leute sind, die kommentieren, sich auch mehrere Artikel durchlesen und kommentieren und immer wieder kommen. Quasi böse regelmäßige Leser ;). Ich schließe daraus, dass diese Leute einen besonderen emotionalen Bezug zu diesem Thema haben müssen. Die Tendenz zu einem solchen Verhalten beobachte ich normalerweise ausschließlich bei Veganern, die Artikel oder Videos zum Thema Fleisch/Massentierhaltung/etc. lesen und kommentieren. Immer wieder sich mit diesem Thema, was einem so gegen den Strich geht, zu beschäftigen und dagegen zu wettern. Was ist da logischer, als dass diese Trolle aus dem gegenläufigen Lager sein könnten? Dass Großindustrielle und Lobbyisten sich über kleine Veganblogger aufregen und beleidigende Kommentare verfassen halte ich für eher unwahrscheinlich. Also müssen es die Kleinunternehmer, also Landwirte/Metzger oder wer auch immer noch alles so einen direkten Bezug zu Massentierhaltung/Schlachtung hat, sein. Eine interessante Überlegung zur Motivation solcher Leute (mal abgesehen vom Profit, um den sich Sorgen gemacht werden muss) habe ich hier gefunden:

die bäuerinnen und bauern, so der autor, hätten angst vor der ethik: wenn das tier das »menschenrecht auf körperliche unversehrtheit hat, wird der mensch, der es ihm nimmt, schnell nicht nur zum kriminellen, sondern zum mörder. die weltanschauungen, die hier aufeinanderprallen, sind unvereinbar.«


Ich bin gespannt auf eure Meinungen und Überlegungen und vielleicht meldet sich ja sogar ein Troll selbst zu Wort und erleuchtet uns, wer er ist und warum er gerne trollt. =)

Paula überlebt Weihnachten

Gerade hier gefunden =) :

Paula überlebt Weihnachten
22. Dezember 2011
Von edithtg
Auf einem kleinen Bauernhof, der schon bessere Zeiten gesehen hatte, lebte noch der alte Hund Bello, die Kuh Frieda, Kater Max und die Gans Paula.
Als Paula geboren wurde, bedauerte sie bald, kein Schwan geworden zu sein. Sie putzte sich pausenlos ihre weißen Federn, fraß nur die Hälfte des grässlichen Futters und achtete streng auf ihre Linie, indem sie jeden Tag einen strammen Marsch um den Hof watschelte. Sie war eitel und vornehm. Eine arrogante Gans, ein Möchte-Gern-Schwan eben.
Das missfiel natürlich auch der Bäuerin.
„So a dürres Vieh mog koana zu Weihnachten“, schimpfte sie bereits letztes Jahr im Stall bei der Fütterung, als sich die anderen Gänse auf die alten Kartoffelschalen stürzten. Paula saß hochschnäbelig auf einer alten Holzkiste und schaute verachtend ihren Artgenossen beim Schlemmen zu.
Das wird euer Todesurteil, ihr dummen Gänse. Paula erinnerte sich noch gut. Die Gänse bekamen in der Zeit besonders viel zu fressen und als es immer kälter wurde und zu schneien begann, waren die Gänse plötzlich weg. Der rotgesichtige Bauer, er lebte damals noch, packte sie an den Hälsen und steckte sie in eine Transportkiste und fuhr mit ihnen weg. Eine dicke besonders dumme Gans, Paula konnte sie nicht ausstehen, wurde in die Küche gebracht und als der Christbaum geschmückt in der Ecke stand, lag diese bereits knusprig braun gebraten in dem Bräter auf dem Herd.
Mit mir nicht, beschloss Paula darauf und zog ihr strenges Fitnessprogramm gnadenlos durch.
Mit mir nicht, beschloss Paula darauf und zog ihr strenges Fitnessprogramm gnadenlos durch.
Jetzt stand wieder Weihnachten vor der Tür. Es wurde kalt und es roch nach Schnee. Die alte Bäuerin lebte alleine auf dem Hof und kümmerte sich mehr schlecht als recht um das Gehöft und die Tiere. Sie hustete zum Steinerweichen. Der Kater hatte sich längst auf dem Nachbarhof niedergelassen und kam nur noch sporadisch vorbei.
Paula spürte die Gefahr. Weihnachten war ein Fest des Grauens für Gänse. Die Bauersfrau hatte ihr gestern das Fressen gebracht und sie genau beäugt.
„Diesmal bist fällig, für mich reichts, du depperte Gans“ und verließ hinkend den Stall.
„Brings hinter dich“ knurrte der alte Hund und schlief wieder ein. Die Kuh fraß wortlos ihr Heu und schaute Paula mit traurigem Blick an. Es war auch wirklich kein Vergnügen mehr. Ihre Artgenossen fehlten ihr, auch wenn Paula das ungern zugab. Sie fror unter ihrem Federkleid. Eine schlanke Figur war im Winter ein Fluch. Eine schlimme Zeit kam auf sie zu und sie fühlte ihr nahes Ende.
Am nächsten Morgen hörten die Tiere das Husten der Bäuerin bis in den Stall.
Die erstickt sicher bald, dachte Paula und schämte sich für ihre Gedanken. Was sollte denn aus den anderen werden? Sie selber wurde sicher vorher noch verspeist und hatte es überstanden.
Sie hörten plötzlich die alte Bäuerin reden, krächzend und schnell. Dann wieder dieser schlimme Husten. Im Stall war es vollkommen still. Bello und Frieda warteten auf ihr Fressen und Paula auf ihren Gang zum Schafott in den Bräter.
Nach einer Ewigkeit kam ein Auto mit Blinklampe und machte einen Höllenlärm. Paula watschelte zu der offenen Stalltür und sah wie eine Frau und zwei Männer der Bäuerin in den Wagen halfen. Dann verließ das Auto den Hof in Windeseile.
„Sie ist weg“, sagte Paula zu den anderen. „Na ja die kommt sicher gleich wieder, so zäh wie die ist.“
Sie warteten den Nachmittag und die ganze Nacht. Am nächsten Morgen verspürte sogar Paula leichten Hunger.
„Ich schau mal nach.“ Paula verließ den Stall und sah, dass die Tür zum Haus angelehnt war. Neugierig spähte Paula hinein in die gute Stube. Auf dem großen Holzofen thronte der Bräter.
Der Sarg steht also schon da. Eigentlich kann ich schon mal Probesitzen, dachte sie grimmig.
Galgenhumor war schon immer Paulas Stärke und sie flatterte auf den Tisch und hüpfte rüber auf den Herd. Wenigstens hatte die Alte ihn schön geputzt. Paula graute vor Dreck. Zumindest will ich hübsch sterben, dachte sie und stieg vorsichtig in den Bräter. Erhaben und stolz blickte Paula von oben herab durch die Wohnstube und ihr kleines Gänseherz begann auf einmal heftig zu schlagen.
Soviel Entbehrung und Kasteiung hast du dir angetan und jetzt wirst du doch sterben wie alle anderen. Die Alte kam sicher mit einem Mordshunger nach Hause und warum sollte ich sie nicht überraschen? Sie kann mir gleich hier den Hals umdrehen und ich habe zumindest noch meinen Triumph und zeige ihr meinen Mut.
Paula fühlte sich sehr schlecht und müde. Das alles war auch wirklich der Horror. Sie schloss ihre Augen und begann einzudösen. Sie träumte von einem herrlichen blauen See und sah sich mit wunderschönen Schwänen darin schwimmen. Es war wie im Märchen.
Paula hörte nicht den Wagen der in den Hof fuhr. Eine Frau, ein Mann und zwei kleine Mädchen stiegen aus und gingen zu dem Haus. Sie betraten die Stube und in diesem Moment wachte Paula auf.
Sie erstarrte, konnte sich vor lauter Schreck nicht rühren. Der Familie ging es wohl genauso, denn sie schauten auf die Gans im Bräter und konnten es nicht fassen.
Doch dann lachten sie alle schallend und konnten nicht mehr aufhören.
„Sieh dir das an“, sagte die Frau mit Tränen in den Augen zu ihrem Mann, “der Weihnachtsbraten begrüßt uns schon.“
Die vier kamen vorsichtig auf Paula zu und der Mann sagte freundlich:
„Keine Angst, kleines Gänschen. Wir machen uns nix aus Fleisch, bei uns gibt’s Fisch zum Fest. Und so schlank und pfiffig wie du bist, behalten wir dich als Unterstützung für Bello.“
„Die Oma ist im Krankenhaus und muss dann ins Heim, und wir wohnen jetzt hier und kümmern uns um den Hof“, sagte eines der Mädchen und streichelte vorsichtig Paulas zitterndes Federkleid.
Paula erlöste sich langsam aus ihrer Starre, stieg schnell aus dem Bräter und flatterte in Richtung Ausgang. Ihr hatte es die Sprache verschlagen. Schnell huschte sie zurück in den Stall und fiel dort vor den anderen in eine gnädige Ohnmacht.
„Siehst du, nix Fressen ist schlecht für die Nerven“, knurrte Bello zu Frieda und schlief wieder ein.
Am Heiligen Abend, der Stall war gereinigt, die Tiere gefüttert, hörten diese plötzlich ein Singen.
„Oh du fröhliche, oh du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit“.
Paula wurde neugierig. Sie ging zu dem Haus und sah durch das kleine Fenster. Die Familie saß am Tisch und verzehrte ihre Forellen mit Kartoffelsalat. Sie lachten und ließen sich das gute Essen schmecken. Ein herrlich geschmückter Christbaum funkelte in der Ecke.
Eine nette Familie ist das, vor allem sind alle so schlank, dachte Paula zufrieden.
Weihnachten ist eigentlich schön, besonders wenn man es erleben darf, freute sie sich.
Sie hatte heute eine Ausnahme gemacht und das hochwertige Futter, welches ihr gereicht wurde, komplett aufgefressen. Ein kleiner Rundgang um den Hof ist sicher gut für die Verdauung und sie konnte gleich noch nach dem Rechten sehen.
Paula schüttelte zufrieden ihr weißes Federkleid, streckte ihren langen Hals und watschelte stolz durch die sternenklare stille Winternacht in eine glückliche Zukunft.

 Ich fand die Geschichte sehr süß, auch wenn der Fisch am Ende dran glauben muss. Ein kleines Pescetarier-Weihnachtsmärchen quasi. =)

Sonntag, 18. Dezember 2011

Erstbegegnung mit Veganern.

"Eine Art Selbstverstümmelung"

Letztens habe ich bei facebook gepostet, was ich gerade Einmaliges zubereitet habe: panierte, knusprige Schwarzwurzelsticks an in Mandelbutter (Margarine) geschwenktem Rosenkohl mit Couscous. Soooooo lecker :D
Daraufhin hat mein lieber Bekannter / Freund R. gefragt, ob ich denn jetzt eigentlich vegan essen würde, er hätte da sowas von meinem Freund gehört (dass der mittlerweile auch vegan isst, hat er wohl verschwiegen? Männer. *Augen roll*). Und fügte hinzu: "Ich sehe das als eine Art der Selbstverstümmelung."

Outing ;)

Ich habe mich in dem Moment so so sehr an mich selbst erinnert gefühlt. Das erste Mal, dass ich mich mit einem Veganer (huhu ^^) unterhalten habe war auch mein erster Spruch „Vegan ist Selbstmord“. Das war vielleicht ein bisschen flapsig gesagt, vor allem aber, weil ich doch eigentlich keine Ahnung hatte, was Veganer tatsächlich alles essen. Und wir mockieren uns darüber, alle würden denken, dass wir nur Körner essen. Ich war genauso. Weiß ja auch kaum jemand, was man da „noch“ alles essen kann. Konventionell gehören bei uns Milch, Ei, Fleisch in nahezu alle Gerichte. Für die meisten ist es gar nicht vorstellbar, sich überhaupt einen Tag lang vegan zu ernähren.

Was sich dein Gegenüber vorstellt:

Frühstück:
-Frühstücksei, Käse, Butter, Wurst. –NUTELLA- *böseböse*, Milch

Mittag- bzw. Abendessen:
-„Fleisch“/Gehacktes/Wurst/Schinken/Speck/Fisch/ Schnitzel „Geflügel“ / Lamm / Rind / Hühnchen / Ente / Thunfisch – kein Tier. Sahne oder Creme Fraîche, Bouillon, Käse zum Überbacken oder drüber streuen, Joghurtdressings. 

Desserts / Süßigkeiten / Zwischenmahlzeiten:
Joghurt, Pudding, eigentlich alle Desserts (Ausnahme Obstsalat), Gebäck, Kuchen, Vollmilchschokolade, weiße Schokolade und alles welche diese beinhaltet, Gummibärchen, ganz viele Chipssorten mit Milchsäure, Bifi, Döner, Pizza, Kartoffelsalat (allgemein Gerichte mit Mayonnaise), Hamburger, Currywurst.

--> alles WEG!!! *panik*

Was dann wohl noch bleibt?:

-Frühstück:
Brot, Obst.

- Mittagessen:
Reis, Nudeln, Gemüse, Salat.

-Desserts / Süßigkeiten / Zwischenmahlzeiten:
keine Ahnung. Obst.

Realität

-Frühstück:
Rührtofu, Vegi-Aufschnitt und -Aufstrich, Margarine, Schokocreme, Sojamilch, Reismich, Hafermilch, (Mandelmilch, Haselnussmilch) für Kakao und Müsli

-Mittag- bzw. Abendessen:
Sojageschnetzeltes/ -Würfel, Tofu, Seitan"steaks", Falafel, Reis, Nudeln, Quinoa, Couscous, Hülsenfrüchte, Gemüse, Obst, Gemüsebrühe, Sojasahne / Creme lecker, Vegi-Käse oder Hefeschmelz zum Überbacken, Nuss"käse" zum Drüberstreuen, Yofudressing.

Desserts/ Süßigkeiten / Zwischenmahlzeiten:
Yofu (Sojajoghurt), Pudding, Milchreis, Tiramisu (eigentlich so gut wie alle Desserts), Gebäck, Kuchen, Schokolade, Gummibärchen, Chips, Vegi-Döner, Pizza, Kartoffelsalat (alle Gerichte mit eifreier Mayonnaise), Hamburger.


Konventionell findet man im gut sortierten Supermarkt nicht

vegane 
Fertiggerichte, fertige Kuchen, Gummibärchen, Käse, fertige Desserts (Yofu und Pudding aber schon!), Vollmilch- oder weiße Schokolade. (Dunkle Schokolade, Zartbitterschokolade ist normalerweise vegan.)

Aber

Kuchen und Desserts lassen sich natürlich schnell und leicht selber machen und die Zutaten dafür bekommt man in jedem(!) Supermarkt. Vegi-Käse, Gummibärchen und Schokolade muss man in Biomärkten, Reformhäusern und Onlineshops suchen und sind dementsprechend in der Regel nicht besonders günstig, aber das ist ja auch nichts, was man jeden Tag bräuchte. 

Die meisten haben garkeine Vorstellung davon, wie so ein komplett veganer Tag aussehen könnte. Weiß ich, ich war genauso. Naja, von Sojamilch haben die meisten wohl schonmal was gehört. Aber selber mal probieren? Warum denn? Kaum jemand denkt darüber nach, dass es auch Alternativprodukte gibt. Dass nicht nur Sachen wegfallen, sondern ganz viele hinzukommen. Daraus resultieren dann natürlich die für uns mittlerweile ziemlich merkwürdigen Fragen danach, was man denn dann überhaupt noch essen könne und auch die teils ziemlich verqueeren  Vorstellungen davon, was vegan sein überhaupt bedeutet. Stichwort "Veganer trinken aber keinen Alkohol / rauchen nicht / dürfen dann aber nicht stillen / mahlen ihr Korn selber." - WTF? :D

Wie war es bei euch? Hattet ihr auch zu euren Omni-Zeiten eine erste Begegnung mit einem Veganer und wenn ja, wie habt ihr reagiert? Inwiefern wart ihr von Personen/Vorbildern beeinflusst und was war eure erste Meinung zum Veganismus?

Samstag, 17. Dezember 2011

RE: vollwegan, Fukushima-Hilfsgelder lieber für den Walfang

Antwort zu Mausflaus' Post:

Ich habe schon vor einer Weile davon gehört, vor allem von Sea Shepherd Deutschland, die ich bei facebook "aboniert" habe. Kopiere einfach mal deren Posts, die wie ich finde ziemlich aussagekräftig sind.. (Quelle)
Captain Paul Watson:
Beweis, dass das Geld für die Kosten der japanischen Sicherheitsmaßnahmen gegen Sea Shepherd aus dem Tsunami - Erdbeben - Hilfsfonds kam:
Ärgerlicherweise BESTÄTIGT – Spenden an Japan für Antarktis-Walfang verwendet

Hier ist eine Übersetzung von der Rechtfertigung des erhöhten japanischen Walfangbudgets zur Bereitstellung von Sicherheitsmaßnahmen gegen Sea Shepherd

Sie besagt, dass es notwendig ist, diese Mittel bereitzustellen, um bei der „schweren Zerstörung“ der Region Ishinomaki Hilfe zu leisten und um „die Instandsetzung anzukurbeln“.

Das ist absolut widerwärtig. Es tut mir so leid für die Menschen in Japan, die bisher nicht einmal durchgehende Stromversorgung haben. Es wird Zeit für die japanischen Bürger, die Wahrheit zu erfahren und sich gegen ihre korrupte Regierung zu erheben. Ich für meinen Teil würde nicht stillhalten, wenn die australische Regierung Mittel für, sagen wir, die Queensland-Fluthilfe für ganz andere Pläne einsetzen würde.

Quelle: Japanese Fisheries
http://www.jfa.maff.go.jp/j/budget/23_hosei/dai3ji.html
und Dokument
http://www.jfa.maff.go.jp/j/budget/23_hosei/pdf/9-2.pdf

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Sondergenehmigung Stabilisierungs- und Förderprogramm Forschungswalfang

Budget: 2,284,000,000 yen

Zielsetzung
Um die sichere Durchführung der Antarktis-Wal-Forschungsexpedition (JARPA) der Saison 2011 zu gewährleisten, wird das Programm Maßnahmen zur Bekämpfung von Belästigungen durch Anti-Walfang-Aktivisten verstärken.

Hintergrund
Während des großen Erdbebens in Ostjapan hat die Region Ishinomaki, eines der bedeutendsten Walfangzentren in Japan, schwere Zerstörungen erlitten.
Um den kommerziellen Walfang wieder einzuführen, hat Japan Forschungswalfang durchgeführt, hat jedoch in den vergangenen Jahren zunehmende Störungen von Anti-Walfang-Aktivisten erlitten, sodass im letzten Jahr die Antarktis-Forschungsreise vorzeitig abgebrochen werden musste, um die Sicherheit ihrer Forschungsschiffe zu gewährleisten.
Die Verstärkung der Maßnahmen zur Bekämpfung der Störmanöver durch Anti-Walfang-Aktivisten wird die unangefochtene Durchführung der diesjährigen Antarktis-Forschungsreise sicherstellen und die Instandsetzung und den Aufschwung der Region um Ishinomaki ankurbeln.

Ziel
Planmässige Durchführung der Sondergenehmigung Forschungswalfang in der Saison 2011.

Inhalt
Durch die Bereitstellung von Hilfeleistungen in Reaktion auf den Einkommensverlust aus dem Verkauf von Nebenprodukten (Walfleisch), der aufgrund des vorzeitigen Abbruchs der letztjährigen Forschungsexpedition entstanden ist, wird das Programm Sicherheitsmaßnahmen gegen die Störung durch Anti-Walfang-Aktivisten verstärken.

Ausführende Behörde
Institute of Cetacean Research

Kontakt
Fisheries Agency, International Section (03-3502-2443)

Zusätzlich setzte sich Greenpeace wohl in nicht allzu gutes Licht:


Greenpeace sollte sich mit dem eigenen skandalösen Vorgehen befassen:

Sato, der Greenpeace-Geschäftsführer in Japan, hat die Sea Shepherd Conservation Society öffentlich verurteilt, weil sie die japanische Walfangindustrie beschuldigt habe, für den Tsunami-Erdbeben-Hilfsfonds bestimmte Gelder für die Sicherheit ihrer Flotte missbraucht zu haben. ...

Und wer noch immer keine Idee hat, was er sich zu Weihnachten wünschen möchte ;) :



klick mich, ich bin ein lind =)

Werde Teil der Operation Divine Wind und schicke den Walfängern deine persönliche Nachricht!

Schenke den Walfängern etwas, das die kommende Weihnachtssaison überdauern wird! Das erste Mal überhaupt kannst du jetzt eine „Stinkbomben-Nachricht" kaufen und sie an die illegalen japanischen Walfänger während unserer Operation Divine Wind zu schicken. Deine Nachricht wird an einer Flasche angebracht, eine unverkennbare, übelriechende Stinkbombe aus Buttersäure, die wir während der anstehenden antarktischen Walverteidigungskampagne auf die Walfangschiffe schleudern werden. Buttersäure ist harmlos, aber wenn sie mit Walfleisch in Kontakt kommt, macht sie dieses für den menschlichen Verzehr vollkommen ungenießbar. Buttersäure-Bomben verderben alles, womit sie in Kontakt kommen. Sobald sie auf dem Deck der Walfänger gelandet sind, müssen sie alle Walfang-Aktivitäten einstellen, bis der verpestete Bereich vollkommen gesäubert wurde.

Schreibe deine ganz persönliche Nachricht in das Textfeld des Originallinks, und unsere Crew wird deine „Grüße" den Walfängern direkt überbringen. Vielleicht schafft es deine Nachricht sogar in unsere Fernseh-Show! Schenke den Walfängern etwas, das sie so schnell nicht wieder vergessen werden! Kaufe eine „Stinkbomben-Nachricht", und werde Teil der Operation Divine Wind!

Anmerkung: Die Nachricht muss bis zum 31. Dezember 2011 an uns gesendet werden.

Zahlungsinformationen: Die Bestellung und Bezahlung läuft ausschließlich über unser Hauptquartier in den USA. Folge einfach dem unten stehenden Link. Du kannst 10 Dollar oder mehr spenden und auch mehrere Nachrichten kaufen.

Was ist deine Kurznachricht an die illegalen japanischen Walfänger? Bitte keine anstößigen oder rassistischen Bemerkungen machen!

Freitag, 16. Dezember 2011

Rührtofu a la Björn Moschinski

Gestern Abend habe ich mich an dem Rührtofu alla Björn Moschinski versucht.
Ich habe wirklich alles alles alles haargenau so gemacht, wie mein lieblings Vegan-Koch.  Und es sah auch ganz genauso aus. Aber irgendwas hat da wohl nicht so richtig funktioniert. Es heißt ja immer ein Tofu ist genauso gut, wie sein Koch, vielleicht lag es daran. Vielleicht aber auch, weil ich mir zu viel erhofft habe. Es schmeckte trotz ordentlich Salz und Pfeffer echt irgendwie fad. Und nach fad kam dann irgendwann versalzen :D Ich weiß nicht. Ich hatte doch extra die manschigere Variante mit Seidentofu gemacht. 

Und dann der Durchbruch.

 Habe es dann nocheinmal warm gemacht und ein bisschen Wasser und zusätzlich getrockneten Schnittlauch dazugegeben. Ich weiß wirklich nicht warum, aber so hat mir das heute gleich viel besser geschmeckt. Mit frischem Schnittlauch wär es bestimmt sogar noch besser geworden.
Ich glaube kaum, dass es an dem bisschen Schnittlauch lag, den ich dazugegeben habe. Wahrscheinlich ist das ganze einfach über Nacht ordentlich durchgezogen und der Schnittlauch hatte einen echten Wiedererkennungswert (Rührei ging bei mir eigentlich nie ohne Schnittlauch ;) ).  Jedenfalls wird das wohl für mich kein spontanes Frühstücksessen werden, aber ich kann mir gut vorstellen, das mal einen Abend vorher vorzubereiten und dann morgens ordentlich reinzuhauen. Ist sowieso viel schöner, wenn das Frühstück quasi servierfertig bereitsteht. Selfmade Fertigprodukte for the win! :D

Donnerstag, 15. Dezember 2011

Schön, dann bin ich halt ein besserer Mensch.

Diskussion mit den besten Freunden

Neulich hatte ich eine (nicht die erste, aber die erste, seitdem ich vegan lebe) heftige Diskussion mit meinen zwei besten Freunden.
Es ging eigentlich um alles. Wie viel zu oft. Ich habe mir gestern überlegt vielleicht für die nächsten Abende, die wir gemeinsam verbringen kleine Themenkärtchen zu machen, womit man ein Thema nach dem anderen diskutieren kann. ;) Es ging um Essen im allgemeinen, veganem im speziellen, medizinische Aspekte und für welche Ernährung der Mensch jetzt genau konzipiert sei, Zivilisationskrankheiten um Lebensmittelerzeugung, Saatgut, Tierhaltung, Schlachtung, Milcherzeugung, Regenwaldrodung, Artensterben, Klimawandel, Hunger in der Dritten Welt, Lobbyisten, Politik, Korruption. Ich glaube, Tierversuche haben wir nicht besprochen. Und die Weltklimakonferenz war da ja noch nicht aktuell.
Vielleicht kann meine Kärtchenidee auch überhaupt nicht funktionieren, weil alles so sehr miteinander verstrickt ist.

Das für mich nur enttäuschende, war, dass so interessant die Diskussion auch sein mochte, es keine so weitreichende Erkenntnis schaffen konnte, dass irgendetwas fruchtbares daraus entstanden wäre. Jetzt weiß ich zumindest, wie sich ein Politiker fühlen muss. :D
D. hat mir zwar in fast Punkten recht gegeben, sein eigenes Wissen beigesteuert, aber als ich zum schluss ernüchtert festgestellt habe, dass er deshalb jetzt weder Vegetarier noch Veganer werden wird, sonder spätestens übermorgen wieder in sein Lidl-Wurstbrötchen schmatzt sagte er "Ja. Es ist nunmal so, es ist natürlich Fleisch zu essen.", er würde zur Not auch das Huhn selber töten, er habe damit kein Problem. In Polen haben seine Verwandten das auch oft gemacht und das sei seiner Meinung nach auch in Ordnung. Das mit der Massentierhaltung sei zwar noch was anderes, aber wenn er mit J. zusammenziehen würde, gebe es eh nicht mehr so viel Fleisch und im Moment esse er auch so schon wenig Fleisch. - Gott, wie ich dieses "ich esse ja eh nicht so viel Fleisch" nicht mehr hören kann.. Wieviel ist denn "nicht so viel"? Musste dafür nur ein viertel Huhn sterben oder ein achtel Kuh oder was?...

Viel erschreckender fand ich aber, was mir meine beste Freundin erzählte. Erstmal gab sie mir in allen Punkten Recht, vor allem als es um Massentierhaltung, systematische Tierausbeutung und Schlachthof-Horror ging nickte sie eifrig mit dem Kopf und hat mir sogar von Dokus erzählt, die sie gesehen habe und wie schlimm das sei und wie schrecklich, und dass sie das nicht sehen könne.

"Warum verzichtest du dann nicht darauf? Warum verzichtest du nicht darauf, all das zu unterstützen, was du für falsch hälst?"
"Ich kann's einfach nicht, ich esse ja schon wirklich nur ganz wenig Fleisch und wenn ich dann Hunger auf ein Schnitzel oder was habe, dann ess ich das."
"Aber wennn du doch eh nur so wenig Fleisch isst, sollte es dir doch umso leicher fallen, kein Fleisch mehr zu essen."
"Nein, manchmal brauch ich das halt."
"Wieso?!"
"Weil's halt schmeckt."
"Aber das ist doch kein Argument!" oO
"Doch!!"
"Nein."
"SCHÖN; DANN BIN ICH HALT SCHWACH! DANN BIN ICH HALT EIN SCHLECHTERER MENSCH, ICH KANN DA HALT NICHT DRAUF VERZICHTEN. Ist ja schön, wenn du das kannst, ich kann das nicht!"

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Selbstreflektion

Ich wollte wirklich nicht streiten. Aber man kann es mir doch auch wirklich nicht übel nehmen, oder? Ich bin auch nur ein Mensch und es frustriert einfach ungemein, wenn man die ganze Zeit hört ja, ja, ja, du hast recht, stimmt, ich weiß. und man vor Augen geführt bekommt, dass es noch nichteinmal Unwissenheit ist, hinter der sich die Menschen verstecken, alla Milch ist gesund und die Kuh muss gemolken werden, sondern es geht hier wirklich um das ganz bewusste Ignorieren jeglicher vernünftiger Argumente. Es handelt sich hier nicht mehr nur um einen automatisierten Vorgang, eingebläut von Werbung, Tradition und anerzogener Gewohnheiten, sondern um eine bewusste Entscheidung FÜR Tierleid, Klimawandel und Hunger. In einem solchen Moment fühlt es sich für mich an, als spucke man dem Schwein in Todesangst, der verstörten Mutterkuh, der man das Kalb entrissen hat, dem verhungernden Kind geradezu vor die Füße. Es ist eine derartig himmelschreiende Ungerechtigkeit, dass ich mir die Haare vom Kopf reißen mag, schreien. Die Menschen ohrfeigen und ihnen sagen, wenn sie noch einmal in meiner Gegenwart ein sechtzehntel EgalwelchesTier anfassen sie für mich gestorben sind.

Hört sich schlimm an, ist es auch. Vor allem für mich. Weil ich soetwas natürlich niemals sagen würde und ich würde es niemals über's Herz bringen, jemanden deswegen langfristig böse zu sein, geschweige denn, den Kontakt abzubrechen. Aber es ist so so so frustrierend! Alle schreiben immer freimütig von Toleranz und man wolle niemanden verurteilen. Toleranz ist schön und gut, aber wo fängt Toleranz an und wo sollte sie aufhören? Es ist allgemein anerkannt, dass man es nicht tolerieren sollte, wenn jemand seine Tiere quält. Es gibt Tierauffangstationen und Tierheime für solche Fälle, das Veterinäramt oder der Tierschutzbund greift ein. Aber gilt das wieder nur für die Kuscheltiere?
Für mich ist es mittlerweile so selbstverständlich, vegan zu sein, dass ich mich wirklich oft wundere, warum nicht alle so denken. Und muss mir immer wieder vor Augen halten, dass ich auch nicht vegan auf die Welt gekommen bin, aber ich hab mich informiert und ich versuche mein Umfeld dafür zu sensibilisieren und zu informmieren, ihnen leckere Sachen zuzubereiten. Und verdammt, wenn die doch die Infos haben, dann geht mein Verständnis gegen Null. Man möchte den Leuten einen Tritt geben.
Und wirklich, ich WILL niemanden verurteilen. Aber ich werde doch wohl meine persönliche Meinung dazu sagen dürfen. Das Problem damit ist, dass die Leute sich damit naürlich angegriffen fühlen. Also was soll ich tun? Einfach niewieder mit jemandem ein Wort drüber sprechen? Ich finde, eine gute Freundschaft sollte auch das mal aushalten können. Es ist halt alles nicht immer Sonnenschein und Ponyhof.

Ich, mein Blog

Wisst ihr, vegan zu werden ist wirklich einfach. Man geht einfach mal mit eingeschaltetem Hirn einkaufen. Vegan zu sein ist nicht einfach. Vegan heißt nicht nur lifestyle, ein reines Gewissen und Muffinrezepte austauschen. Vegan heißt auch anecken, sich mit unbequemen Themen auseinandersetzen, Haare raufen, Enttäuschung und Frustration und jedes mal Wut, wenn man die Kommentare unter entsprechenden Artikeln und Videos und sogar unter VeganBlogs auch nur überfliegt, geschweige denn sich in die Diskussion einliest.
Darauf wird man nicht vorbereitet, darüber liest man selten auf Vegan-Websites oder Blogs. Und es ist ja auch nicht unbedingt ein Thema mit dem sich der Veganismus besonders gut vermarkten ließe, oder?
Mittlerweile habe ich auch das Gefühl, ich falle mit meinem Blog ein bisschen aus dem gängigen Muster hinaus, weil es hier eben nicht nur Berichte von tollen Kocherlebnissen und der letzten Online-Bestellung gibt. Ich hab das Gefühl, mein Blog hat wenig von der Leichtigkeit, anderer. Aber heißt das, dass ich ein weniger lebenslustiger Mensch bin? Ich weiß es nicht. Wenn man die Blogeinträge vergleicht könnte man vielleicht drauf kommen; aber ich weiß ja nicht, worüber sich andere Leute Gedanken machen, wenn sie sie nicht verschriftlichen und nur, weil ich, wenn ich wieder in einer Phase von Seelenkotze das dringende Bedürftnis habe, sie in Wortform loszuwerden, heißt das nicht, dass ich keine Lebensfreude hätte. Ich liebe es, zu kochen, essen, trinken - am liebsten in Gesellschaft, zu lesen, neue Dinge zu entdecken, neugierig zu sein, unterwegs zu sein macht mich glücklich; egal wohin. Aber das sind nicht die Dinge, die ich wichtig finde, die ich es wert finde, großartig darüber zu erzählen. Ich bin ein normaler Mensch, fertig. Wenn ich tagebuchmäßig was festhalten will, habe ich dafür meinen anderen Blog. Hier will ich Gedanken aufschreiben, die mich gerade besonders Beschäftigen, die ich in der Regel eben nicht mal eben in einer gemütlichen Runde mit Freunden oder Familie zu Wort bringen kann / will. Gerade aus solchen Gründen wie oben beschrieben. Man wird allzuschnell für zu intolerant, zu radikal gehalten, läuft Gefahr, dass die Leute denken, man halte sich für etwas Besseres (wurde das Wort "Gutmensch" eigentlich für Veganer erfunden?!). Machen wir uns nichts vor, als Veganer steht man immer wieder im Abseits, muss sich immer rechtfertigen, sich dumme Sprüche und Witzeleien und Sticheleien anhören, und um seinen guten Willen zu zeigen sich auch noch selber dazu zwingen, mitzulachen, oder aber wenigstens ein müdes Grinsen wird schon erwartet. Als habe man eine besonders große Dummheit begangen und müsse eben jetzt damit leben, dass man mit der Geschichte immer wieder aufgezogen wird. Es kotzt mich an.
Aber trotz allem: würde mich heute noch einmal jemand fragen, ob ich die rote oder die blaue Pille haben wollte: ich würde die rote wieder nehmen.

Mittwoch, 14. Dezember 2011

Filmempfehlung "The Help"

Inhalt

Jackson, Mississippi Anfang der 60er Jahre: Als die junge Skeeter (Emma Stone) nach dem College in ihre Heimatstadt zurückkehrt, träumt sie davon Schriftstellerin zu werden. So fasst sie – angetrieben von ihrem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und entgegen aller Konventionen – den Entschluss, afro-amerikanische Frauen zu interviewen, die ihr Leben damit verbracht haben, sich als Hausmädchen um die Kinder der weißen Oberschicht zu kümmern.
Doch damit verstößt Skeeter nicht nur gegen den guten Ton, sondern auch gegen das Gesetz, womit sie sich und alle, die ihr geheimes Projekt unterstützen, in Gefahr bringt. Allen voran die gutherzige Aibileen (Viola Davis), die Skeeter als erste für ihr Projekt gewinnen kann, und die resolute Minnie (Octavia Spencer), die mit ihrem vorwitzigen Mundwerk und einzigartigem Schokoladenkuchen für Furore sorgt. Dabei werden Skeeters Freundschaften aus Kindheitstagen auf eine harte Probe gestellt und auch die schwarze Gemeinde steht dem Projekt zunächst mehr als skeptisch gegenüber.
Nach einem folgenschweren Vorfall sind jedoch immer mehr Hausmädchen bereit, Skeeter ihre großartigen, tragischen bis witzigen Lebensgeschichten zu berichten. Jede Veränderung beginnt zunächst mit einem Flüstern, doch die Stimmen werden lauter - und es gibt eine Menge zu erzählen.
Quelle: http://www.thehelp-derfilm.de/story.html




Kritik

Ich persönlich fand den Film sehr gut.
Der Witz und Humor mit dem die Angestellten über ihre Arbeit reden, über ihre Arbeitgeber herziehen bringt eine gewisse Leichtigkeit in die eher ernsthafte Thematik, auch wenn man unweigerlich immer wieder unbehaglich mit dem Rassismus konfrontiert wird. Allerdings handelt es sich auch um eine Hollywoodproduktion, was in diesem Fall heißt, dass es kein sozialkritisches Werk ist, sondern viel mehr ein GuteLauneFilm mit Happy End und Wohlfühlcharakter und die Charaktere bisweilen ein wenig eindimensional scheinen.
Trotzdem finde ich den Film sehr gelungen. Er besticht definitif durch seinen großartigen Humor, tolle schauspielerische Leistung und der Tatsache, dass er den Spagat zwischen Drama und Komödie mit Bravour meistert. Sehr sehr sehenswert!


Bezug heute
 
Auch heute ist Rassismus in den USA noch Thema, auch wenn gerne das Gegenteil behauptet wird.
Es gibt einen neuen Dokumentarfilm dazu, den ich im Auge behalten werde: "Dark Girls", in dem afroamerikanische Frauen zu Wort kommen. Leider kommt der Film überhaupt erst im Januar 2012 in die amerikanischen Kinos. Hier ein Artikel und der Trailer dazu:

Dienstag, 13. Dezember 2011

Speiseplan der letzten Wochen

- Polenta (hat erst beim 2. Anlauf geklappt) mit selbstgemachter Guakamole
- Rote Linsen - Salat
- knusprige Schwarzwurzelsticks mit in Mandelbutter geschwenktem Rosenkohl
- Falaffel
- Vegi Döner
- Mousse au Chocolat
- Minestrone
- süßer Quinoa (mit Blaubeer, Banane oder karamelisierten Zimt-Mandarinchen)
- Feldsalat-Pilz-Nudelpfanne
- Spaghetti Bolognese
- Bratkartoffeln mit Knoblauch
- Gemüse-Baguette mit Räuchertofu und Pesto
- Vegi-Burger mit Wedges und Kräuterquark
- Kürbissuppe
- Kürbiscanneloni
- Plätzchen
- Teramisu
- Kichererbseneintopf mit Couscous
- Nudeln mit Pesto
- Pfannekuchen
- Chili sin Carne
- Penne Arrabiata
- Yofu-Müsli
- Bruscetta

Montag, 12. Dezember 2011

kleiner Hildmann-Aufreger der Woche

Die in den hildmannschen Rezepten wohl immer wieder benötigte Sojatoo (aufschlagbare Sojasahne) ist seit geraumer Zeit nicht mehr lieferbar. Heißt, einige Rezepte können nicht oder nur schlecht nachgekocht werden, ABER der gute Attila hat natürlich eine Lösung parat. Weil Koch ist ja nicht dumm und hat gleich eine eigene selfmade Variante für eine aufschlagbare Sojasahne entwickelt, wie er einem über facebook immer wieder unter die Nase schmiert. Das Rezept dafür gibt's dann natürlich, wie sollte es auch anders sein: in seinem nächsten Kochbuch zu KAUFEN. Toll. Wirklich. Wenn meine Käufer und Leser mit dem schon gekauften Buch bzw einigen Teilen davon, nichts mehr anfangen können, fände ich es doch nur fair, sobald ich eine Lösung für dieses Problem gefunden habe, diese öffentlich zu machen. Daraus noch Profit zu schlagen, dass die Leute mit dem schon gekauften Werk nichts mehr anfangen können, finde ich moralisch zumindest mal stark fragwürdig und ehrlich gesagt: wenn ich schon ein Buch von ihm gekauft hätte, würde ich mir durchaus erlauben, zu behaupten, der Kerl ist ein profitgieriger ...

Freitag, 9. Dezember 2011

Pescetarier - nicht Fisch, nicht Fleisch.

http://lolalollipop.com/

Pescetarier sind komisch. Sie sind keine richtigen Vegetarier, aber Omnis wollen sie auch nicht sein. Wissen Pescetarier eigentlich selber, was sie wollen? Pescetarier essen kein Fleisch, sondern nur Fisch.
Erstmal finde ich diese Definition reichlich dämlich: Wo liegt denn jetzt genau der Unterschied zwischen Fleisch und Fisch? Fisch ist ein Tier. Gibt es auch ein Fleischtier oder was? Wer sagt denn, die körperliche Substanz eines Fisches sei kein Fleisch, was auch nichts anderes als die körperliche Substanz irgendeines Tieres ist. Woher kommt diese Vorstellung, ein Fisch sei weniger Lebewesen als alle anderen? Genauso hirnrissig, wie die Behauptung, man esse ja kein Fleisch, nur Geflügel. Aber hier sehen die meisten den Widerspruch. Was macht einen Fisch weniger wert als jedes andere Lebewesen? Wenn man den Schritt geht, kein Fleisch mehr zu essen und aber die Fische aus dieser moralischen Entscheidung ausklammert, frage ich mich wirklich, wie es dazu kommt? Wie wird jemand Pescetarier?
Wikipedia hilft vielleicht weiter:
Fleisch umfasst nach der engen Definition der Leitsätze für Fleisch und Fleischerzeugnisse[1] im Deutschen Lebensmittelbuch nur Skelettmuskulatur mit anhaftendem oder eingelagertem Fett, Bindegewebe sowie eingelagerten kleineren tierischen Bestandteilen. Nach einer weiten Definition für Fleischerzeugnisse umfasst es „alle Teile von geschlachteten oder erlegten warmblütigen Tieren, die zum Genuss für Menschen bestimmt sind“.
Ist der Pescetarier also ein Phänomen der Fleischlobby, welche sich anmaßt, zu sagen, dass und welche Tiere zum Genuss des Menschen bestimmt sind?
Fische scheinen aus dem Konzept Fleisch herauszufallen. Die Erklärung liegt hier ganz einfach darin, dass es sich um zwei unterschieliche Lobbys handelt. Einerseits Fischerei also Aquakultur, andererseits Landwirtschaft, bzw. Agrarkultur.
Es fällt sogar auf, dass es hier unterschieliche Wortfelder vorherrschen. Niemand spricht davon, dass Fische geschlachtet werden. Oder von Massentierhaltung. Fische werden lediglich "gezüchtet" oder "gefangen", "getötet", "filetiert".
Hört sich doch gleich viel netter an. und man gewinnt den Eindruck, das Tier hatte es bis zum Schluss gut. Und mit Umweltverschmutzung und CO² wird das ja auch nicht viel zu tun haben. Ausserdem sind Fische nicht süß, ne?

Aber nur, weil die Tiere unterschiedliche Lebensräume haben, soll man jetzt die einen essen und die anderen nicht? Oder meinen die, Fische könnten kein Leid, keinen Schmerz empfinden? Oder sind Pescetarier die, die das nur für ihre Gesundheit tun, und ein bisschen trendigen Veggi-Lifestyle anhaften haben wollen? Dann schön und gut. Aber gibt es wirklich Pescetarier, die sich aus moralischen Gründen dazu entschließen? Das fände ich ja geradezu naiv und unreflektiert.

Hier zwei sehr gute Infoquellen für unsere Fischfreunde:


Überfischung
Aquakultur

Earthlings - ein Diskurs

Ich habe gestern Abend versucht "Earthlings" zu schauen.
Kurz für die wenigen, die ihn nicht kennen: Ein Fillm über Speziesismus - viel Schlachthaus. 
Die Ankündigung ganz zu Beginn, es handle sich um Aufnahmen, die nicht Ausnahmefälle, sondern den Normalzustand in Mastbetrieben und Schlachthöfen zeigten, hat mich schon Wochen vorher abgeschreckt und es kostete ein ziemiches Maß an Überwindung. Gestern war ich dann ziemlich gut drauf und nahm an, ich könnte jetzt die Stärke haben, und es mir ansehen.  
Ansehen. Hinsehen. Nicht wegsehen. Das finde ich persönlich sehr wichtig. Um objektiv zu sein. Um sich seine eigene Meinung zu bilden. Um eigene Entscheidungen zu treffen.
Einerseits ist es natürlich immer so, dass man gewisse Quellen kritisch betrachten sollte. Wer sagt was, sagt es wie; welches Interesse steht dahinter? Wer verfolgt welche Ziele? Handelt es sich um einen objektiven, sachlichen Bericht, oder möchte jemand mit Skandaltiteln seine Auflage steigern? Wieviel Wahrheitsgehalt hat der Artikel / Bericht / Film etc. Ist das Dargestellte tatsächlich repräsentativ, oder wird verallgemeinert?
Andererseits: Betrachtet man allein die Bilder, das Videomaterial; ganz gleich wo es her kommt, von welchem Teil der Erde, was dazu gesagt wird, wer es veröffentlicht, in welchem Kontext es verwendet wird. Die Bilder, sind wahr. Sie haben nicht die selbe Qualität, wie wenn man selber an Ort und Stelle wäre, sie sind vielleicht auch für viele Menschen nicht mehr so eindrucksvoll, dank Massenmedien und geistiger Verrohung angesichts dessen, dass wir uns jeden Tag in den Nachrichten anschauen können, wie Menschen sterben. Aber das ändert nichts daran, dass sie wahr sind.
Ich war nicht in der Lage, mir den Film länger als 20 Minuten anzusehen. Bin ich zu sensibel? Immernoch? Ich habe doch die gleichen Grundvoraussetzungen, wie alle anderen auch, oder? Auch ich habe gelernt, die Bilder im Fernsehen nicht allzunah an mich heran zu lassen. Auch ich muss nicht weinen, wenn ich im Fernsehen sehe, wie eine afghanische Familie aus einem US-Helikopter abgeknallt wird. Das wäre ja auch schlimm, ich würde meines Lebens nicht mehr froh. Ich bin dankbar, für diesen Selbstschutz. Also warum komme ich mit Schlachthausszenen nicht klar?
Weil die Qualität der gezeigten Grausamkeit eine ganz andere ist. Weil es solchen Umgang mit Menschen in diesem großen Stil nicht (mehr) gibt. Schonmal ein Video gesehen, wo einem Menschen ohne Betäubung ein Brandmahl ins Gesicht geschmort wird, oder die Hoden bei lebendigem Leibe ausgerissen werden? Bei Ferkeln nennt man sowas Kastration. Und es kann mir doch nur so nah gehen, weil es so verdammt beschissen nah ist! Hier. Genau hier. Nicht in Afghanistan, China oder sonstwo! Hier. Beim Einkaufen in Supermärkten, im Restaurant auf dem Nachbarteller, beim Bummeln über den Weihnachtsmarkt. Überall um mich rum. Es macht mich nicht nur betroffen, es betrifft mich.
Ich kann mir soetwas wirklich nicht ansehen. Es macht mich krank. Und das meine ich in seiner ureigensten Bedeutung. Ich bekomme Übelkeit, Migräne, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Albträume. Ich habe meine Konsequenz daraus gezogen. Es muss doch schon wirklich übel um uns stehen, wenn allein das Wissen um die Herkunft unserer Lebensmittel solche Reaktionen bei mir hervorrufen.
Und das ist gleichzeitig Segen und Fluch solcher Filme wie Earthlings.

Kategorie 1: Ottonormalverbraucher
Die Leute ahnen doch schon, was sie zu sehen bekommen werden, fürchten sich vor den Konsequenzen. Jeder hat eine gewisse Ahnung, wie es um unsere "Fleischproduktion" bestellt ist, kann und möchte sich aber gar nicht das Ausmaß an Grauen vorstellen, was man zu sehen bekäme, würde man hinschauen. Besser schnell umschalten / auf Stop drücken. Man möchte sich schließlich nicht den Appetit verderben lassen. Schmeckt doch so gut. Und womöglich, wenn man etwas zartbesaiteter ist, die Gewohnheiten ändern müssen, damit eventuell im sozialen Umfeld anstoßen? Will doch keiner. Und es ist ja auch kein besonders schönes Nachmittags- oder Abendprogramm. Fazit: Es wird garnicht angeschaut oder nur bis zu den unappetilichen Stellen. Anschließend Bekundung, wie schrecklich das doch sei und man wolle weniger Fleisch essen und am nächsten Morgen wird ins Wurstbrot geschmatzt.
Kategorie 2: Der Ehschonvegetarier/-veganer
Kotzt entweder wie ich schon nach Minute 20 und ist überhaupt nicht mehr in der Verfassung sich noch mehr anzusehen oder hat einen robusten Magen und ist vermutlich Peta-Aktivist oder Masochist. Oder beides. Fühlt sich hinterher in seiner Überzeugung das richtige zu tun bestätigt, kommentiert das youtubevideo mit "go vegan!!!" (wahlweise auch in Blockbuchstaben) und teilt es via facebook, Blogs oder Tierschutz-homepages, damit Ottonormalverbraucher (Kategorie1-Menschen) Vegetarier werden. Man bemerke die Ironie.
Kategorie 3: Fraktion Antivegan
Sehen sich den Film entweder ganz oder garnicht an, wobei sie sich im Grunde nicht unterscheiden. Der Gedanke ist der selbe. Ist mir doch egal, es sind nur Tiere. Schön ist das vielleicht nicht, aber ich brauch halt mein Fleisch und in der Natur ist es ja das Gleiche. Tiere essen andere Tiere. Ausserdem schmeckt's. Salat - Bin doch kein Kaninchen! Und es gehört zu einer augewogenen Ernährung, wird dir jeder Arzt sagen. Kommentieren bei youtube "Vegetarier essen meinem Essen das Essen weg".

Es mag sein, dass diese Kategorien nicht für alle Leute zutreffen, Schubladen sind nicht für jeden etwas. Und ich bin überzeugt, dass die Leute, die diese Filme/Fotos/Reportagen/Berichte machen, eine ganz ganz wichtige Aufklärungsfunktion inne haben. Und mit Sicherheit werden auf diese Art und Weise auch einige Leute mal aus ihrem Alltagstrott gebracht und bestimmt vergeht so manchem Ottonormalverbraucher, der auch die unappetitlicheren Stellen ein wenig länger aushält, auf Dauer der Appetit auf Billigdiscounterfleisch. Aber ich frage mich, wieviel Prozent das sein werden. Wen erreichen diese Schlachthaus-Filme tatsächlich? Ausserdem ist es ja nicht so, dass die täglich im Fernsehen gesendet würden, und wenn überhaupt, dann zu einer Sendezeit (wohl auch aus Jugendschutzgründen - was eigentlich ein Witz ist. Weil Fleisch essen darf und soll jedes Kind, aber es darf nicht wissen, wo es herkommt? Auch Stichwort Altersbeschränkung bei youtube.), in der ein solcher Film mit Tatorten und alten Hollywood-Blogbustern konkurrieren muss. Also muss man ja aktiv selber die Initiative ergreifen um einen solchen Film zu sehen. Und wer macht das? Kategorie 1, wenn sie zufällig drauf stoßen und neugierig sind und Kategorie 2. Wie Kategorie 3 dahin kommt weiß der Teufel.

Ich frage mich, wie sinnvoll es ist, den Menschen die ungeschönte, nackte Wahrheit Brutalität unter die Nase zu reiben. Völlig ungefiltert, ohne Vorbereitung, ohne Kontext. Mit einem gewissen Maß an Grausamkeit können wir umgehen. Sobald es aber einen gewissen Punkt überschreitet setzt ein Selbstschutzmechanismus ein. Der Punkt, wenn wir uns die Augen zuhalten. Man bewirkt nichts, wenn die Leute nichts sehen. Man kann natürlich sagen, man sollte nichts schönen. Es ist schlimm, es soll schlimm aussehen, sonst kapieren es die Menschen nicht. Ja. Aber wenn sie gar nicht hinsehen, wie kann man dann erwarten, irgendwer würde verstehen? Ich finde, man sollte einen Mittelweg finden. Ich kann mir nicht 1,5 Stunden angucken, wie ein Tier nach dem anderen elendig verreckt. Das können die wenigsten. Geht nicht. Man sollte dosieren. Was eigentlich blödsinnig ist, weil die Tiere da jeden Tag am Fließband sterben, Stunde um Stunde. Was wir den Tieren zumuten, können wir uns selbst noch nichteinmal zumuten, anzuschauen. Eigentlich ein schlechter Witz.

Samstag, 3. Dezember 2011

Migräne.

Die letzten Wochen habe ich mich so viel und intensiv wie noch nie in meinem Leben mit Ernährung, Lebensmittelindustrie (d.h. Saatgut, Landwirtschaft und "Fleischproduktion"), fair trade, Hunger und Ökologie und daraus resultierend auch mit alternativen Lebensweisen beschäftigt. Das einzige, was ich mir bis gerade erspart habe, waren Schlachthausszenen. Ich bin weißderhimmelwie auf einen link zu einem Artikel gestoßen, in dem eine Veterinär-Studentin von ihrem Schlachthauspraktikum berichtet. Ohne Bilder. Also habe ich angefangen zu lesen, mit dem Hintergedanken, ich könne ja jederzeit aufhören zu lesen. Konnte ich nicht. Konnte ich auch nicht, als ich fast keine Buchstaben mehr entziffern konnte, weil sie vor meinen Augen verschwommen. Noch beim Lesen hat die Migräne eingesetzt.

Und ich frage mich. Wie kann es sein, dass wir das Leben. Diesen Planeten, alles was nur irgend lebt derart mit Füßen treten? Wie kann das sein?
Wir rotten systematisch alte, robuste Pflanzen aus, damit Konzerne ihre genetisch veränderten Hybridsamen, welche keine verwertbaren Tochtergenerationen mehr zu stande bringen können, teuer an sogenannte Drittwelt Länder verkaufen können. Die Bauern werden von den Samen, dem Dünger, den Bewässerungsanlagen der Konzerne abhängig gemacht, können kaum genug Erträge einfahren um ihre eigene Familie zu ernähren. Alle 4 Sekunden bringt sich ein indischer Bauer um! Schonmal drüber nachgedacht, woher die Armut und der Hunger in den "Drittwelt Ländern" kommt? Vor der Kolonialisierung ging es den Leuten gut, konnten ihr Essen selber anbauen und waren unabhänig, frei. Wer also hat sie jetzt zu den "Entwicklunsländern", den "Drittwelt Ländern" gemacht? Also die Pflanzenvielfalt rotten wir systematisch aus, um auf Kosten von anderen Menschen in Wohlstand, saus und braus zu leben. Schön machen wir das.
Dann holzen wir den Regenwald ab, um da Soja anzubauen. Und nicht, weil das Soja da so besonders gut wachsen würde, sondern weil, wie könnte es auch anders sein, die Menschen da billige Arbeitskräfte sind. Das Soja wiederum schippern wir dann wieder um den halben Globus um es unseren in KZ-ähnlichen Zuständen "lebenden" Masttieren mit Medikamenten zu versetzen und verfüttern. Klimatechnisch muss ich nicht erwähnen, was es für uns bedeutet, den Regenwald abzuholzen und das ganze in die Tierproduktion zu stecken, welche Verursacher für rund 50% der Treibhausgase ist. Erderwärmung olé!

Mein Kopf explodiert gleich, mir ist schlecht. Viel zu schlecht.. ich glaube, ich muss mich übergeben.

Über die abartige Massentierhaltung, Viehtransporte und den täglichen millionenfachen Massenmord an intelligenten, fühlenden Lebewesen, alles Individuen, mag ich garnicht schreiben, so schlecht wird mir dabei. Und das wird sogar noch gesellschaftlich akzeptiert, jeden Tag in Auftrag gegeben. "Aber ich esse ja nur wenig Fleisch. Gegen Massentierhaltung habe ich natürlich etwas. Ich möchte, dass das Tier es auch gut gehabt hat." Was ist das? Naivität? Dummheit? Natürlich hatte die Packung Schnitzel für 2,50€ kein schönes Leben und selbst das achsogute BioSchwein wurde bestimmt nicht auf der Wiese totgestreichelt. Selbst wenn es ein tolles Leben hatte, waren die letzten 24 Stunden in seinem Leben Qual und Todesangst.
Und dann diese bescheuerte Doppelmoral dieser Tierfreunde, die Hassbriefe und Emails in die Ukraine schicken und meinen, sie hätten mal wieder ihren Einsatz für das Wohl der Tiere geleistet. Geil. Applaus. Was mit den Hunden in der Ukraine passiert interessiert und schockiert natürlich. Das sind Hunde, die sind süß und das ist in der Ukraine, das ist weit weg und man trägt selber keine Verantwortung. Was hier tagtäglich passiert ist uns egal? Heuchlerisches Pack.

Und ich merke, dass ich mit dem Veganismus alleine nicht zufrieden bin, es nicht sein kann. Es reicht mir nicht, Muffinrezepte auszutauschen, oder wo man unterwegs was leckeres zu essen aufgabeln kann. Dieses Lifestyle-Ding alleine reicht mir nicht. Ich habe über autarke Ökodörfer recherchiert. Ich möchte kein Teil einer solchen Gesellschaft sein. Aber dann in einer Ökodorf-Heilewelt-Blase zu sitzen würde mich wahrscheinlich auch nicht viel glücklicher machen. Weil viel mehr noch, als dass ich kein Teil einer solchen Gesellschaft sein will, will ich, dass sich etwas ändert. Wer wegsieht macht sich genauso strafbar, wie der, der die Straftat begeht. So steht es doch schon in unserem Gesetz, oder? Ich will zumindest irgendwie versuchen, meinen kleinen Beitrag zu leisten. Ich weiß nur noch nicht wie. Ich weiß wirklich nicht, wo ich anfangen soll.