Mittwoch, 28. Dezember 2011

Weihnachtsgeschenkfehlkauf: Nierenwärmer mit Angora

Eigentlich wollte ich meiner Freundin, weil sie doch immer so friert auch einen Nierenwärmer schenken. Bei Tchibo habe ich dann einen für 9,95€ gefunden. Allerdings mit Schurwolle und Angora. Ich habe den dann trotzdem mitgenommen, weil ich ein bisschen unter Zeitdruck war und ich es eigentlich für das optimale Geschenk gehalten hatte. Aber vor allem das Angora hat mir keine Ruhe gelassen und ich habe mal gegoogelt, woher Angora kommt, bzw. wie und wo es produziert wird. Mir war eigentlich nur bekannt, dass es Kaninchen"wolle" (also nachwachsendes Fell) ist. Eine kleine Auswahl meiner Googelei-Ergebnisse: Tierrechteportal und DerWesten. Unter anderem habe ich mich dann auch mit Tchibo auseinandergesetzt, welche schon oft wegen schlechter Arbeitsbedingungen und Kinderarbeit in der Anklage stand, in den letzten Jahren aber sein Image aufgebessert hat und anscheinend mitlerweile ein größeres Engagement für seine Arbeitnehmer an den Tag legt. Allerdings stellt Tchibo seine Textilien immernoch hauptsächlich im asiatischen Raum her und bezieht auch von den dort ortsansässigen Zuliefererfirmen seine Rohstoffe, was mich in Verbindung mit der tierrechtlich indiskutablen Haltung von Nutztieren insgesamt, in diesem Falle aber besonders der von Angorakaninchen dazu bewogen hat, Tchibo einmal anzuschreiben und eine Stellungnahme zu fordern. Woher bezieht Tchibo seine Angorawolle genau? Zumal das Unternehmen auf der eigenen Internetseite sich auch so präsentiert: 
Auch Tierschutz gehört zum Tchibo Qualitätsversprechen
Wir achten auf den Tierschutz. So setzen wir bei Artikeln, die unter Verwendung von Daunen, Federn und Leder hergestellt werden, ausschließlich Materialien ein, die als Nebenprodukte bei der Nahrungsmittelproduktion entstehen. Pelzprodukte werden gemäß unserem internen Beschluss seit Jahren generell nicht mehr ins Sortiment aufgenommen. (Quelle)
und sich auch an der VIER PFOTEN-Forderung für ein EU-weites Lebendrupfverbot beteiligt und mit seinem Namen steht (Quelle). Dass es sich aber bei der Entnahme von Angorawolle an lebendigen Kaninchen durchaus auch um Lebendrupf handelt ist also egal, sobald es nicht innerhalb der EU passiert? Ist ja schön und gut sich hier dafür einzusetzen, aber keinerlei Konsequenzen für sich selbst zu ziehen, weil man ja billig in Asien produzieren möchte, halte ich für fragwürdig.
Allerdings möchte ich mich mit einem endgültigen Urteil noch zurückhalten und habe den Nierenwärmer bisher noch nicht zurückgebracht, da ich die Antwort von Tchibo gerne noch abwarten möchte. Besonders positiv ist mir jedenfalls der Service auf deren Facebook-Seite aufgefallen (dachte, ich probiere erstmal den unkompliziertesten Weg.). Nach nicht einmal 4 Stunden hatte ich eine kurze Rückmeldung von Tchibo. Hier nocheinmal die gesamte Korrespondenz. Ich werd euch dann weiter auf dem Laufenden halten.


Liebes Tchibo-Team,
Mich würde interessieren, woher Ihr Unternehmen die Angorawolle für den derzeit wieder im Handel erhältlichen Nierenwärmer (9,95€) bezieht.
Meines Wissens stammen heute rund 80-99% der produzierten Angorawolle aus China. Da ihr Unternehmen großenteils im asiatischen Raum produziert und seine Rohstoffe von den dort ansässigen Zulieferern bezieht gehe ich davon aus, dass dies ebefalls die Angorawolle betreffen muss. Dass Angorakaninchen dort unter den schlimmsten Bedingungen gehalten werden ist hinlänglich bekannt. Die Haltungsbedingungen gleichen denen in konventioneller Käfighaltung von Hennen, welche in Deutschland seit 2008 verboten ist und extreme Schmerzen und starke Verhaltensstörungen für die Tiere bedeutet.
Zudem ist es dort nicht nur gängige Praxis, die Kaninchen zu scheren, sondern auch, die Wolle aus der empfindlichen Haut auszureißen. Nicht selten sterben die Tiere nach der Schur oder dem Rupfen an Schock oder an Unterkühlung oder deren Folgen. (Lungenentzündung)
Anschließend werden sie in ihre Käfige in oftmals unterkühlten Räumen zurückgesteckt, damit das Fellkleid schneller nachwächst. Erkältungskrankheiten sind die Folge (z.B. Rheuma). All diese Praktiken sind in China Gang und Gäbe und bedeuten eine ungeheure Tierquälerei.
Wie kann ein Unternehmen wie Tchibo, welches sogar ausdrücklich auf seiner Internetseite mit "Auch Tierschutz gehört zum Tchibo Qualitätsversprechen" wirbt, also bei einem 9,95€ Artikel mit 24% Angorawolle dem Tierschutz und somit auch seinem eigenem Qualitätsversprechen gerecht werden?

Über eine schnelle Antwort würde ich mich sehr freuen.

Gruß ...
 Tchibo Liebe ..., natürlich machen wir uns für dich schlau und geben dir eine Antwort. Zwischen den Jahren sind wir bei Tchibo aber nicht voll besetzt, so dass wir dich um ein bisschen Geduld bitten müssen. Wir werden uns in den nächsten Tagen wieder bei dir melden. Viele Grüße, dein Tchibo Facebook Team
 Tchibo
Hallo ..., hier eine kurze Zwischenmeldung: Wir vom Tchibo Facebook Team haben uns wirklich alle Mühe gegeben, die Frage zu recherchieren. Leider sind zur Zeit aber alle Ansprechpartner, die uns eine Antwort geben können, im wohlverdienten Urlaub zwischen den Feiertagen. Dabei möchten wir sie gerne ungestört lassen. Wir hoffen auf dein Verständnis, dass wir uns mit einer Antwort erst Anfang der nächsten Woche bei dir zurückmelden können. Viele Grüße vom Tchibo Facebook Team
 

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