Heute endlich etwas wirklich Sinnvolles: Das alte Ikea-Daunenkissen kommt weg. War sowieso schon ganz muffig und hat die ganze Zeit sogar durch den Bezug gepiekst und Federn verloren. Schluss damit. Darauf mochte ich eh schon lange nicht mehr schlafen.
Zumal ich fast davon ausgehen muss, dass diese Federn aus Lebendrupf stammen.
Kennzeichnungen wie Ikeas “nur aus Totrupf“ Label stellten sich in der Vergangenheit als Verbrauchertäuschung heraus. IKEA musste das Label zurückziehen, als Recherchen belegten, dass die Firma von chinesischen Lieferanten betrogen worden war. (Quelle)
Im Februar [Anm.: 2009]hatte der «Kassensturz» aufgedeckt, dass das Ikea-Kissen Gosa Näva Federn aus Lebendrupf enthält. Ikea bezieht nach eigenen Angaben keine Federn mehr über diesen Lieferanten, hat aber noch einige der Kissen in den Regalen. (Quelle, Artikel vom 13. September 2009)
Zwar hat Ikea wohl danach nicht nur das Label "Aus Totrupf" entfernt, sondern auch Kissen wieder zurückgenommen und wohl auch entschieden, künftig ganz auf Gänsedaunen-Bettwaren (nur Gänsedaunen oder allgemein Daunen?) zu verzichten (Quelle). Aber mein Kissen stammt definitiv von vor 2009, heißt, die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um ein Lebendrupfprodukt handelt ist nahe 100% und es jetzt noch zurückzubringen halte ich doch für ziemlich unangemessen, zumal ich bestimmt 4 Jahre mit offenem Mund drauf geschlafen und gesabbert hab ;). Also: weg damit.
Was ich übrigens bisher nicht wusste ist:
Manche Anbieter sagen zum Beispiel:
"Wir verwenden garantiert keine Daunen aus Lebendrupf" oder "Wir verabscheuen Lebendrupf".
Solche Angaben sind irreführend und unseriös. Die Daunen können zwar vom Schlachtrupf stammen, das heißt aber nicht, dass diese Gänse nicht doch dem Zwischenrupf unterzogen wurden.
Bei der hier angebotenen Ware ist das nicht der Fall.
Man kann immer davon ausgehen, dass alle Gänse bis zu drei Mal zwischengerupft werden. Ein verantwortungsvoller Gänsefarmer wird das schonend während der Mauser tun, um seine Tiere nicht zu verletzen. Während der Mauser werden also in der Regel nur die losen Daunen im Brustbereich abgesammelt. (Quelle: daunenbetten-federkissen.de)
Ich finde es wirklich spannend und aber auch ein bisschen traurig, was man so herausfindet, wenn man mal nur eben nach einem Gegenstand und dessen Herkunft in den eigenen 4 Wänden googelt. Mal sehen, was als nächstes fliegt... An einem mutigen Tag werde ich es vielleicht wagen, mal meinen Kleiderschrank zu googeln. Stichwort H&M...?
3 Kommentare:
Bei H&M wird es nicht bleiben. Selbt teure Marken produzieren in Indien und China. Ein Lacostepolo hat ein Produktionswert von 3€, der Rest kommt wegen dem Label dazu. Da kann man sich ausrechnen wieviel die Näherinnen verdienen.
Gib mal bei youtube "Blut, Schweiß und T Shirts" ein. Eine mehrteilige Doku über die Textilproduktion aller gängigen Billigketten. Mich hat das extrem geschockt und zum Umdenken bewegt.
Umdenken ist nicht das Problem. Auch ohne diese Doku gesehen zu haben ist mir durchaus bewusst, dass in einem großen Teil meiner Garderobe auf den Etiketten steht "made in Bangladesh".
Wenn ich es mir leisten könnte, würde ich längst nicht mehr in gängigen Textildiscountern einkaufen. Dass beispielsweise Lacoste in den gleisch Topf zu werfen ist, war mir zwar nicht bekannt, aber verwundert mich auch nicht sonderlich. Das größte Problem, was ich sehe, ist nicht dass ich mich nach Alternativen umsehen müsste, denn die finde ich immer wieder reichlich. Das eigendliche Problem ist es, das nötige Kleingeld zu haben. Dass ich vermehrt auf fairtrade und auch öfters auf Bioqualität in meiner Ernährung achte, geht so sehr ins Geld, dass nicht mehr viel für Restausgaben übrig bleibt. Man bedenke, dass ich ein kleiner armer Student bin... Und ich kaufe bei weitem nicht oft neue Kleidung, allerdings wenn, dann fast ausschließlich bei H&M. Günstige Alternativen finden sich entweder im letzten Jahrzehnt (means second hand) oder in (vielleicht noch) schlimmeren Textildiscountern, wobei erstere noch die eher Vorzuziehende wäre. Es ist leider so, dass wenn man modische ethisch vertretbare Kleidung haben möchte, das nötige Kleingeld haben muss. Ich bin hoffentlich kein typischer Yuppi, aber ich möchte mich einfach in meiner Kleidung wohlfühlen. Dazu gehört für mich auch, dass sie meinem derzeitigen Modeverständnis entspricht.
Ich kann die Welt nicht an einem Tag retten. Mit "an einem mutigen Tag meinen Kleiderschrank googeln" meinte ich nicht, dass ich keine Ahnung hätte, wo oder unter welchen Bedingungen meine Kleidung produziert wird, sondern vielmehr, dass ich, wenn meine Neugier allzugroß wird und ich mich tatsächlich präzise mit meinen Klamotten auseinander setze, auch die Konsequenzen tragen muss. Und die sind eben leider NICHT, dass ich von selbigen Tag an nur noch fair gehandelte Textilien kaufen und selber nähen werde. Sondern, dass ich dann mit einem größeren Bewusstsein meine Sachen betrachten werden müsste und auch mit dem konkreten Wissen leben müsste, dass meine Kleidung eben nicht unter sozial und ethisch vertretbaren Umständen produziert worden ist und ich es mir im Moment eben nicht anders leisten kann. Wie gesagt: ich kann die Welt nicht an einem Tag retten. Ich kann nur das tun, was ich kann, da wo ich bin, mit dem was ich hab. Ich hab schon angefangen, aber das ist meiner Ansicht nach immernoch nicht genug. Es geht weiter, aber eben schleichend.
Ich kann mir ethisch vertretbare Mode leider auch nicht leisten. Außerdem habe ich noch ein anderes Problem, diese Mode trifft 1.) nicht meinen Geschmack (entweder zu sportlich oder zu öko-mäßig) und 2.) nicht meine Konfektionsgröße. Meistens bieten die Shops nur Kleidung bis Größe L an, und da ich nunmal ein großes Mädchen bin (Gr. 44/46), erscheint mir dort Vieles zu knapp. Jeans kann ich z.B. ganz vergessen. Ich habe mal einen Shop gefunden, der auch große Größen hatte, aber dann kostete ein Kleid gleichmal um die 200€. Das ist bei mir fast ein Monatsgehalt und wie bei dir, aufgrund der Qualität meiner Lebensmittel auch nicht drin.
Bei mir ist aber etwas anderes passiert. Früher habe ich schnell mal saisonal meinen Schrank aussortiert und viel weggeschmissen, was nicht mehr "Trend" war. Ich fühlte mich dann richtig schlecht, weil ich unzählige, qualvolle Stunden Handarbeit nach fünfmaligem Tragen in die Tonne gab. Ich überlege jetzt mehr, was ich kaufe und behalte die Sachen auch wesentlich länger. Im letzten Jahr habe ich so wenig Klamotten wie noch nie gakauft, davon viel Second Hand Ware. Mein Schrank ist immer noch randvoll aber ich habe mir vorgenommen, die Sachen erstmal alle weitestgehend abzutragen und erst dann Neues zu kaufen, wenn ich einen Mangel feststelle oder etwas Altes untragbar geworden ist (kaputt, verfärbt etc.). Ich kaufe nicht mehr nur weil gerade Sale ist, um es dann im Schrank liegen zu haben, sondern nur noch Sachen, die ich wirklich brauche und demnach auch trage. Dadurch stellt man erstmal fest, wie viel man früher geshoppt hat.
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