Dienstag, 8. November 2011

es ist gruselig.

Deschner, Karlheinz *1924 (Schriftsteller, Philosoph, Dr. phil, Kirchenkritiker.):

"Die Speisekarte - das blutigste Blatt, das wir schreiben."


Auf der Rückseite geht es weiter mit "knuspriger Ente", "Fischgerichte" und 2(!!!!!) "Vegetarische Gerichte"
 Ich finde solche Blättchen immerwieder im Briefkasten und studiere sie dann auch genauer, um zu sehen, ob etwas leckeres dabei sein könnte. Die Ausbeute fällt in der Regel immer gleich aus: Mit viel Glück findet sich ein (!) veganer Salat, ein paar Pommes und in der Regel war's das dann auch schon. Warum?? Warum sind von insgesamt 73 Gerichten auf der Karte gerade mal 4 vegetarisch (1Vorspeise, 2Hauptgerichte, 1 Nachtisch)? Und mit vegetarisch ist noch lange nicht gesagt, dass es auch vegan wäre! Das sind 5,48%. Allein in Deutschland liegt der Vegetarier Anteil bei 6 - 8%! Erstmal entspricht das Angebot gar nicht der gezielten Nachfrage; darüber hinaus sollte man vielleicht mal zu bedenken geben, dass sich die Welt nicht allein in Pflanzen- und Fleischfresser gliedert. Der Mensch ist omnivor! Das bedeutet, seine Nahrung sollte nicht hauptsächlich aus Fleischgerichten bestehen, sondern hauptsächlich aus pflanzlicher Nahrung. Der "westliche" Mensch isst heutzutage etwa das 3 bis 4 fache an Fleisch, dessen was gut für ihn wäre. Meist 7 Tage die Woche. Aber es ist ja auch überhaupt nicht mehr möglich, weniger Fleisch zu essen, wenn man die Auswahl zwischen Fleisch und Fleisch hat. Man kann sich jetzt denken "aber es ist doch möglich, wir tun es doch, wir essen nicht nur kein Fleisch, auch keine tierlichen Produkte, man muss sich nur entscheiden, blablabla." Klar. Aber mal kurz überlegen: Wie einfach ist es, unterwegs eben schnell einen leckeren veganen Imbiss zu bekommen? Ein (leckeres!) veganes Sandwich, einen Kaffee mit Sojamilch? Selbst bei Spaghetti Napoli kann Ei in den Nudeln sein, in Frühlingsrollen im Teig und schonmal hier in Deutschland irgendwo eine Pizza ohne Käse gesehen? Überall muss man nachfragen, bitten betteln, quengeln, meckern. Ich frage mich wirklich, wann es angefangen hat, dass wir eine fleischlose Mahlzeit als minderwertig empfinden? Wo ist eigentlich unser Problem mit pflanzlicher Nahrung? Warum muss nahezu jedes Hauptgericht auf Fleisch basieren? In was für einer Welt leben wir hier eigentlich?

Denn das Wort Fleisch wird heutzutage überhaupt nicht mehr als das wahrgenommen, was es eigentlich ist. Fleisch ist durch Verdrängung, Ignoranz, Gedankenlosigkeit zu einem Euphemismus geworden. Fleisch im eigendlichen Sinne war einmal die Substanz, die Körperlichkeit eines Lebewesens! Erinnert ihr euch? "sich ins Fleisch schneiden" - hier hat es noch seine eigentliche Bedeutung. Heute ist "Fleisch" im alltäglichen Sprachgebrauch nicht mehr in dem Wortfeld Tier/Lebewesen/Körper anzufinden, wo es hingehört, sondern lediglich bei Nahrungsmittel. Kein Mensch würde jemals so viele Tiere töten und essen, wie er Fleisch isst. Also muss doch unser Bewusstsein dafür genau dann verloren gegangen sein, als wir das Töten in anderleuts Hände und schließlich Maschinen gelegt haben. Und jetzt hat jeder täglich das Stück Fleisch auf seinem Teller liegen, das Gewissen rein und eine weiße Weste. Ich kannte das Tier nicht, ich habe es nicht getötet, jetzt ist es eh tot, wenn ich es nicht esse, isst es jemand anderes oder es verdirbt, dann ist das Tier umsonst gestorben. Aber das ist nicht richtig! Mit unserem Konsumverhalten geben wir doch täglich aufs neue in Auftrag, dass immer mehr Tiere nicht nur geschlachtet werden, sondern extra für diesen Zweck überhaupt geboren werden! Wenn wir nicht wie bescheuert Fleisch konsumieren würden, dann wäre die "Produktion" auch geringer. Heißt es würden weniger geboren, infolge würden weniger sterben.

Also wo genau liegt jetzt nochmal unser Problem mit der fleischlosen Kost?

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