Ich hatte zuerst Hemmungen, einen solchen Text zu schreiben, weil ich, wie ich schoneinmal erwähnt habe kein großer Fan dieser Schockbildchen bin. Ebenso möchte ich keinen Bekehrertext über geschredderte Küken oder verbrauchte Milchkühe schreiben. Ich möchte also nicht darüber schreiben warum ich vegan geworden bin. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Gesundheit, Tierschutz, Klimaschutz und dass unsere Tiermassenhaltung maßgeblich zum Hunger in vielen dritte Welt Ländern beiträgt. Ich möchte einmal erzählen wie ich vegan geworden bin.
Zunächst war es vor allem das Gefühl, dass ich etwas in meinem Leben verändern wollte. Ich hatte schon von klein auf immer wieder Tendenzen zum Vegetarier. Als kleines Kind habe ich lange Zeit gar kein Fleisch gegessen, selbst püriert in den kleinen Hipp-Gläschen nicht. Und im Laufe seines Lebens kommt man nicht drum herum, Berichte, Bilder, Reportagen über Massentierhaltung zu sehen. Sie sind überall. Im Fernsehen, Auf den Straßen, selbst in Supermärkten lauern sie einem auf und man wird von Tierschützern in endloslange Diskussionen verstrickt, gezwungen sich diese Bilder anzusehen (ich denke daher kommt auch meine große Abneigung). Selbst wenn man ihnen gleich zu Anfang sagt, dass man kein Geld hat, weil man armer Student ist stehlen sie einem noch eine halbe Stunde Lebenszeit um vielleicht doch noch das Gemüt und die Brieftasche zu erweichen. Ich bin kein Fan dieser Spendensammler, auch wenn sie natürlich eine gute und wichtige Aufklärungsarbeit leisten. Ich kenne diese Bilder, ich will sie nicht sehen. Glückwunsch an mich selber, ich bin der Inbegriff, des ignoranten Durchschnittskonsumenten.
Die Idee, Vegetarier zu werden kam mir schon früher. Ich habe mir öfters gesagt, wenn ich von zu hause ausziehe, werd ich Vegetarier. Aber als es dann soweit war war ich mir wohl ein wenig zu bequem dafür. Schließlich hatte ich zu der Zeit schon mit genug Veränderungen zu kämpfen und ich hasse Veränderung. Selber kochen war so schon schwer genug. Ich habs also weiter nach hinten vertagt. Als ich Anfang Juli mit meinen Freunden beim Italiener essen war kam ich wieder drauf. Ich hatte Penne Arrabiata mit Dönerfleisch (Dönerfleisch ist so ein unästhetisches Wort...), mein Lieblingsgericht bei La Toscana. Ich weiß wirklich nicht mehr, wie wir drauf gekommen sind, jedenfalls beschloss ich genau in diesem Moment, dass ich meinen Fleischkonsum sehr einschränken wollte und statt 4 mal die Woche oder was weiß ich wie oft vielleicht nur noch einmal Fleisch zu essen, dafür dann aber Bio. Die Idee haben wir dann in der Gruppe ein wenig diskutiert und ich habe überlegt, dass wenn ich schon soweit gehe vielleicht sogar ein paar Wochen vegetarisch ausprobieren könnte. Die Antwort von meinem (sehr sehr lieben) Freund war ein provokantes "schaffst du eh nicht." . Damit hatte er mich gekriegt. Ich bin ein normalerweise ein sehr inkonsequenter, schludriger, chaotischer Mensch, aber das war etwas, womit es mir ernst war, das sollte er schon noch sehen. ;) Von da an aß ich deutlich weniger Fleisch. Selber zubereitet gar nicht mehr, bei Freunden und Verwandten nur noch die Beilagen. Unterwegs war es noch etwas anderes, aber ich hab mir diesen Freiraum gegönnt, weil ich mir eine Übergangsphase schaffen wollte. Erst ab dem nächsten Monat wollte ich tatsächlich Ernst machen und komplett auf Fleisch verzichten. Hat nicht geklappt. Vom 14. bis 17. Juli war ich auf dem Burg Herzberg Festival, wo es eine reiche Auswahl an Ständen aller herren Länder, die vegetarische und auch vegane Leckereien anboten. Da habe ich mich natürlich durchgefuttert. Ich weiß noch, das letzte mal, dass ich Fleisch gegessen habe, habe ich eine unglaublich leckere Hanfwurst gegessen. Das war am Freitag, 15. Juli.
Seitdem bin ich Vegetarier.
Ich hab schnell gemerkt, dass mir das Fleisch in keinster Weise fehlt. Die Currywurst und der Hamburger sind natürlich jetzt gestrichen. Um mir den Abschied davon etwas leichter zu machen habe ich mir wohl den Film über Fastfood angesehen: "Super Size Me", und verspüre seitdem auch danach kein Verlangen mehr =)
Was mir schon als Vegetarier sofort aufgefallen ist: alle scheinen einen nur noch in Diskussionen über Essen verwickeln zu wollen. Es fängt harmlos mit der Frage "Warum isst du denn kein Fleisch mehr?" an und endet dann in einer ewigen Diskussion. Und da heißt es immer, wir würden alle bekehren wollen! Was für ein Blödsinn. Jedenfalls stand und steht mir immernoch nicht der Sinn nach solchen Gesprächen. Da es sich aber in der Regel der Fälle nicht vermeiden lässt und dieses Thema von nun an immmer wieder aufkommen wird, musste ich mich wohl oder übel mehr mit dem Thema Massentierhaltung auseinandersetzen, um auch die passenden Antworten parat zu haben. Je mehr man liest, desto mehr weiß man. Je mehr man weiß, desto schwieriger wird es, weg zu sehen.
Mir war ziemlich schnell klar, dass die einzig logische Schlussfolgerung aus dem Vegetarismus der Veganismus ist. Auch für unsere Milch und Eier sterben und leiden Millionen und Milliarden von Tieren. Und Bio bildet da keine Ausnahme. Ich hab mir den Abschied von diesen Produkten nicht leicht gemacht. Ich mag Mayo, Remulade. Eier an sich waren kein Problem, aber Remulade... Ganz schwierig war es auch mit dem Käse. Im Vergleich zum vegetarisch werden war vegan wirklich kein leichtes Brot für einen Milchproduktejunkie wie mich. Ich hab mir Hilfe geholt. Ich habe angefangen VeganBlogs zu lesen und habe einen lieben Freund, bzw. ehemaligen Arbeitskollegen, der schon seit langem vegan is(s)t angesprochen; mit ihm leckere Dinge gekocht und ihm Löcher in den Bauch gefragt. Besonders spannend fand ich vor allem (da noch total uninformiert) was er so veganes zum Frühstück essen würde. Dafür, dass ich alle Informationen ziemlich schnell zusammen hatte, hat die tatsächliche Umstellung recht lange gedauert. Immer wieder was veganes kochen, trotzdem die Fertig-Mozzarellapizza essen. Sojamilch probieren. Kein Rührei zum Frühstück aber trotzdem das Remulade-Käsebrot. Sojajoghurt für mich entdecken. Dann kein Remulade-Käsebrot mehr, stattdessen frische Tomaten mit Basilikum und Marmeladen. Es war ein ziemlich schleichender Prozess über den letzten Monat, aber ich habe es tatsächlich geschafft, den inneren Schweinehund zu überwinden. Pünktlich zum WeltVeganTag hab ich mich von allen tierischen Produkten frei gemacht und Verantwortung übernommen. Ich werde jetzt deswegen nicht meine Wollsocken oder meine Lederschuhe auf den Müll schmeißen, aber in Zukunft nach dem Motto das Vermeidbare vermeiden leben. Ich kann vielleicht nicht die Welt retten, aber wenn das einzige Leid, welches ich je verhindern kann, das ist, was ich selber schaffe: dann möchte ich alles daran setzen, eben dieses zu vermeiden.
2 Kommentare:
welcome back to your roots!
es hätte mir zu denken geben sollen, dass du als baby deinen brei schon nicht gegessen hast ....
toller text toller blog! erinnert mich sehr an meine eigenen gedanken :)
LG Laura
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